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Glück beim "Spiel mit den Wolken" (6a+)" am Splügenpass, Surettaseen, Graubünden

Tolle Kletterei an der Surettawand, Surettaseen, Splügenpass. 

Wie das Öfteren bei mir beginnt diese kleine Reise spontan: Ende Juli 2023 habe ich zwei Tag frei und noch keine Pläne. Zwei Freundinnen, Katrin und Hanna, sind aus Bonn angereist um die Schweizer Berge zu geniessen. Ihr Plan ist an den Surettaseen, nahe des Splügenpasses, zu klettern. Für mich ein noch weisser Fleck auf der Landkarte - warum also nicht mal vorbeischauen? 

Der Start. So reise ich einem Mittwoch Abend an und am nächsten Tag wird zu dritt die lokale Kletterei ausgecheckt. Wie sich herausstellt ist diese herrlich - bester und bombenfester Gneis . Die "Panoramica" (4+) schlängelt sich in 8 Seillängen diagonal die sogenannte "Surettawand" hoch. Bei genialem Wetter und bester Absicherung ist dies ein Riesen Spass, vor allem wenn man ganz neu in die Mehrseillängen Kletterei startet, oder, so wie Katrin und Hanna, wieder einmal reinkommen will. Von der Bergsportschule Grischa gibt es auch hier ein Topo für das Gebiet: Klettergebiet Surettaseen (bergsportschulegrischa.ch)

Katrin und Hanna in "Panoramica".

An diesem Tag klettern wir ausserdem noch  die "Primabalerina" (6c). Diese ist eine ganze Ecke schwieriger, bietet aber auch super Kletterei. Diese endet jedoch leider irgendwo in der Wand und ein Ausstieg oben raus wäre noch cool!

Die Idee. Beim Blick auf die Wand sowie die Topo denke ich mir ausserdem: Hey, da ist ja echt noch viel Platz! Mein Blick schweift über den breiten Felsaufbau. Mir kommen viele Ideen, denn die Wand bietet viele Möglichkeiten. Plattig ist sie, aber auch einige Risse legen Linie in die Wand. Schnell kristallisiert sich eine Linie heraus, die zwar einmal die "Panoramica" kreuzt, ansonsten aber eine ganz eigenständige Linie bildet. Und so sollte es dann auch kommen.

Ich teile mich Katrin und Hanna mit: Erstbegehung. Direkt am nächsten Tag. Ich habe - warum weiss ich gar nicht mehr - all mein Zeug zum Einrichten dabei. Akkuschrauber, Hammer, einiges an Bohrhaken. Ich hoffe natürlich darauf, dass wir so viel mobil absichern können wie möglich. So würden wir eine Linie entstehen zu lassen, die etwas Eigenengagement fordert.

Die Umsetzung. Und so stiefeln Katrin, Hanna und ich, dieses Mal deutlich schwerer bepackt, am nächsten Tag wieder gen Surettawand. Nach 1,5h Anmarsch lege ich mit der ersten Seillänge los. Diese bietet direkt einmal tolle Wandkletterei im 4. Franzosengrat und kommt mit zwei Bohrhaken aus, kann aber wunderbar zusätzlich abgesichert werden. 

Danach musste ich dann etwas pfuschen, da ich schnell Meter machen wollte. Ich kletterte die 3. SL der "Panoramica" rechts raus und richtete die 2. SL (6a+) später beim Abseilen ein. Im Nachhinein bin ich dann auch nochmal hoch und habe sie direkt frei geklettert. Toller Riss mit ein paar Tricky Bewegungen! Mit Bohrmaschine und Haken am Gurt war ich nämlich dann doch etwas (zu)beschwert unterwegs.

Stand an zwei Bohrhaken.
Der Standard der Route, denn der
Fels ist sehr kompakt.

Nun ging es aber beschwingt weiter, denn ich erreichte den 3. Stand der "Panoramica". Was für eine Punktlandung. Von hier offenbarte sich rechts ein toller Riss, der sofort ins Auge sprang. Diese steilere Passage kann gut selber gesichert werden kann und nach einem Schritt nach rechts, steht man dann auch schon vor einer grossen Platte - ein Premium Spot für einen Stand. Ich hole Katrin und Hanna nach und dank super Teamwork ist ein weiterer Stand schnell eingerichtet.

Den ersten Bohrhaken der schwierigen
zweiten Seillänge traue ich mich noch
im Vorstieg einzubohren.

Nun offenbarten sich zwei Möglichkeiten: diagonal rechts oder links hinauf. Links sah zwar etwas schwieriger aber sehr schön aus und so startete ich los. Nach drei gesetzten Bohrhaken war dann aber Schluss, denn die Platte steilte sich merklich auf. Bis zu einem Punkt an dem ich nur noch mit Hilfe von schmierigen Tritten und an einem schlechten Griff einen Bohrhaken hätte setzen können -  der Skyhook hatte aber keine Halt mehr. Und so war der Entschluss schnell gefasst: Retour. Zurück zum Stand. 

Ab in die Sackgasse. Oder die 
zukünftige Variante?

Nach der "Sackgasse" (die eines Tages sicher noch eine tolle Variante ergeben wird - I'll be back), ging es dann rechts weiter, die im Endeffekt eine spassige 4b geworden ist. Nach einer einfachen 3b mit ein paar etwas loseren Brocken, standen wir dann in flachen Gelände. Dieses kann dann rechts herum, wie in der "Panoramica", leicht abgestiegen werden und man gelangt in 15 min. zurück zum Einstieg. 

6 Stunden und 1 Snickers. Wir freuten uns über eine neue Tour durch die Surettawand. 6 Stunden hatten wir gebraucht. Und ich nur 1 Snickers, denn ich war voll im Fokus und so verstrichen die Stunden wie im Flug. Wir seilten dann die Wand wieder ab, ich richtete die 2. SL ein und kletterte diese nach einer kurzen Verschnaufpause noch frei. Diese kann auch mit ein paar Zügen am Haken und Friends um 5c geklettert werden. 

In der Zeit ging auch immer wieder ein prüfender Blick Richtung Himmel, denn am Nachmittag war Regen angesagt. Einige Wolken hatten auch genug Potential um die ganze Aktion zu einem schnellen Ende kommen zu lassen. Doch wir hatten Glück und unser "Spiel mit den Wolken" sollte erfolgreich sein. Und so war die Tour fertig, die eine tolle Ergänzung zur Surettawand darstellt. Denn die 5 Seillängen bieten einen guten Einstieg in das Tradklettern beim Mehrseillängen. Wo wir bei der Absicherung wären.   

Hanna und Katrin am Ausstieg.
Hier in der "Panoramica".

Die Absicherung. Wie all meine Touren ist diese auch modern abgesichert: dort wo mobil gesichert werden kann, ist das zwingend zutun und mit einem Satz Friends 0.3 bis 3 gut machbar.  Ansonsten stecken 10mm INOX Bohrhaken. Alle Stände haben 2 Bohrhaken und sind zum abseilen eingerichtet. 2x50m Halbseile oder 1x50m Einfachseil, wobei mit Einfachseil dann abgestiegen werden muss.

Topo "Spiel mit den Wolken",
Surettawand, Splügenpass.

Zustieg. Am Isabrüggli parkieren (1768 m ü.M.) und in ca. 1h 30 min zum Einstieg (ca. hier) laufen. 


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