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"Via Regine" 6c(+): Erstbegehung am Ost-Pfeiler des Brunnestock (2763m), Sustenpass

Für Regine Brunner (03.11.1964 - 06.05.2023)

Der Sustenpass ist ein Ort den ich seit vielen Jahren regelmässig besuche. Das erste mal war ich, wenn ich mich recht erinnere, 2018 dort. Warum weiss ich gar nicht mehr so genau. 2019 dann wieder, durch einen Lehrgang zum Trainer im Bergsteigen des DAV. Eine wirklich tolle Zeit bei dem wir während einer Woche viel gelernt und viel gesehen haben. So auch diesen Pfeiler.
Der prägnante Pfeiler mit Brunnestock (2763m) rechts


2019. Nach dem Lehrgang hatte ich noch etwas Zeit und beschloss die Umgebung zu erkunden - ohne Plan, ohne KletterpartnerIn. Auf dem Parkplatz Umpol (Link) stehend, auf dem ich in der Zeit übernachtete, sticht dieser Pfeiler am Ende des Tals sofort ins Auge. Während des Lehrgangs war ich durch eine Tour zum Giglistock, die am Pfeiler vorbei führt, auf diesen aufmerksam geworden und dachte mir, dass ich dort zurück kehren würde um mal zu schauen. So wanderte ich am nächsten Tag dort hin und schaute mir diesen genau an, was mich erfreute. Keine Spuren von irgendeiner Erschliessung (obwohl sich das Blatt da noch wenden sollte!). Also: ans Werk! 

Gewitterstimmung über dem Sustenpass

2020. Na gut, das dauerte dann noch ein ganzes Jahr, aber in 2020 kehrte ich mit Kletterpartner Matthias, 0 Ahnung und schwer bepackt zurück. Ein doppeltes Rack Friends, Hammer, Normalhaken, Bohrmaschine (im Rucksack) und einige Bohrhaken zogen mir schon am Boden den Gurt fast von den Hüften. Aber ich war motiviert und stieg ein. Nachdem ich nach 20 Metern meinen 2. Bohrhaken gesetzt hatte, zogen die Schwierigkeitens doch deutlich an. Keine Risse mehr, eine glatte Platte über mir, aber ein guter Henkel in der linken Hand. Dann fiel ich.  Der Henkel den ich fest in der Hand hatte, hatte sich nach unten verabschiedet. Und damit auch ich. Der Bohrhaken hielt, aber meine Nerven waren durch und so zogen wir mit eingekniffenem Schwanz den Rückzug an. Der Pfeiler blieb mir aber weiterhin im Kopf. 

Excited! 📷: Christioph Martin
2022. Nachdem Versuch in 2020 hatte sich Einiges geändert, denn nun lebte ich in der Schweiz und beschloss mit Kletterpartner Christoph nochmal an den Sustenpass zu fahren. Wir wollten auf das Wendenhorn, hatte aber mehr Zeit. So schlug ich vor, nochmal zum Pfeiler zu gehen und Christoph war motiviert. Dort angekommen entschieden wir uns aber für einen Start, der weitaus einfach aussah als der Versuch aus 2020. Eine Platte die zu einer Verschneidung führten, die super wenn auch schwierig aussah. An diesem Tag richteten wir die 1. sowie einen Teil der 2. Seillänge ein. Dies war ein bisschen die Knacknuss und stellt heute mit 6c/+ die Schlüsselstelle der Tour dar.
Christoph in der Crux der 3. SL.

Am darauffolgenden Tag richteten wir dann auch den Rest der 2. sowie die 3. SL ein. 
Im Oktober kehrte ich mit Rafal wieder.; vollendete den Rest der Route, wobei die 4. SL es noch mal in sich hatte. Eine steile Headwall die tolle Wand und Risskletterei biete. Zu meiner Überraschung befand sich kurz nach dem Ausstieg ein Stand. Bis heute weiss ich nicht wozu dieser gehört. Ich denke zur Gratüberschreitung, über die ich aber bis heute nichts finden konnte. Ausserdem findet man am rechten Rand eine Bohrhaken Leiter, jedoch sieht man nur die Gewinde. Bis heute ein Rätsel! 

Luca in der steilen Headwall (6b+)
2024. Durch meinen neuseeländische Freund Steve, der Conor, der Luc kennt, lerne ich Luca kennen. Wir haben beide Zeit, wollen etwas Grosses probieren. Salbit Westgrat steht auf dem Plan. Leider macht uns das instabile Wetter einen Strich durch die Rechnung noch bevor wir loslegen können. Luca ist selber ein motivierter Erschliesser und so schlage ich ihm vor, an den Sustenpass zu fahren. Ich hätte da noch ein offenes Projekt... Und so willigte er ein und konnte am 12. August 2024 die "Via Regine" frei klettern. Ich selber war an dem Tag irgendwie nicht auf der Höhe um die schwierigen Seillängen zu probieren geschweige denn klettern zu können und war daher froh Luca dabei zu haben. Er konnte beide schweren Seillängen onsight und noch etwas "knusprig" (durch die Flechten) frei klettern. Chapeau!

Widmung. Wie Eingangs erwähnt bin ich viele Jahre immer wieder an den Sustenpass und, ganz allgemein, in die Schweiz zurückgekehrt. Ein wunderbares Land in dem ich heute leben darf. In all diesen Jahren habe ich auch immer wieder Regine Brunner und ihre Familie besucht. Freunde seit dem ersten Tag, an dem ich in die Schweiz gereist bin. Als ich dieses Projekt startete war Regine noch bei uns. Heute ist sie es nicht mehr. Sie erlitt am 06.05.2023 ihrem Krebsleiden. Ihre Herzlichkeit und Gelassenheit fehlt mir, und sicher jedem der sie kennenlernen durfte, sehr. Ich möchte ihr daher diese Route widmen.

Diese Tour stellt für mich den Start in die Erschliessung von Mehrseillängen dar und wird mir für immer in Erinnerung bleiben - genau so wie Regine. 

Topo "Via Regine"

  

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